Grafitti nervt


Wer mich kennt, der weiß über mich, dass meine politische Meinung absolut gegenläufig zu der der NPD ist. Dennoch finde ich die Aktion der Jungs und Mädels aufm 25c3 nicht ganz so gut wie Katha.

Der Grund dafür ist einfach und ähnlich zu werten wie Aktionen des schwarzen Blocks: Man tut hier illegale Dinge, um die eigene politische Meinung in einer zweifelhaften Art und Weise darzustellen. Natürlich ist es spannend und sicherlich auch fürs eigene Ego befriedigend, wenn man seltsame Webinhalte offline bringt oder dahingehend modifiziert, dass Affen mit Hakenkreuzbande auf der Startseite diverser NPD-Websites zu sehen sind. 

Das ist sicherlich nach ein paar Sportzigaretten und ein paar Tagen chronischem Schlafmangel für den Moment lustig und die NPD ist ja auch ein ohne Frage großartiges und populäres Ziel für eine solche Aktion, aber so ein Angriff ist eher wenig nachhaltig.

Dass nahezu zufällig und ohne politischen Hintergrund eine ganze Reihe von weiteren Websites aufgemacht wurden und ebenfalls zerstörerisch gewütet wurde, ist im heise.de Artikel natürlich nicht erwähnt. Aber es gibt halt immer wieder diese Kinder, die es toller finden, Sandburgen kaputtzutrampeln statt sie aufzubauen. War schon im Kindergarten so und über dieses Niveau sind Defacer wahrscheinlich nicht hinausgekommen.

Am Ende des Tages führt der “Angriff” gegen die NPD meiner Meinung nach zu einem eher negativen Effekt: Die Modifikationen sind recht schnell beseitigt, die rechte Szene hat eine “Opfer” Story zu erzählen und so wirklich relevant ist es nicht, Webseiten zu defacen. Ich glaube nicht daran, dass auch nur ein NPD Anhänger durch die Modifikation einen Gedankenanstoß bekommen hat. 

Ähnlich effektiv wäre es, Anti-NPD-Grafitti an die Parteizentralen zu sprühen. Bringt wenig, ist zerstörerisch und unrechtmäßig. Und gerade gegenüber Parteien, die es vorzüglich verstehen, immer haarscharf auf der “richtigen” Seite des Gesetzes zu operieren, wenn auch die allgemeine politische Ideologie mehr als fragwürdig ist, ist kein Vorgehen, dass das Gesetz verletzt, akzeptabel. Dadurch besteht nämlich die grosse Gefahr, dass sich diese Organisationen als Opfer profilieren können.

Es wurden zwar hier und dort Informationen aus den Systemen extrahiert, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren, aber diese ggf. nützliche Arbeit würde überlagert und den Betreibern der Site durch die Grafitti-Defacements offenbart. 

Reaktion war eine schnelle hektische Aktion, um die Lücken zu stopfen, die Zugänge zu den zu extrahierenden Informationen wahrscheinlich auch geschlossen haben. Die Möglichkeit, hier analytischer vorzugehen und mehr Daten zu analysieren und anschließend öffentlich zu machen, ist damit wahrscheinlich nicht mehr gegeben.

Was bleibt waren 5 Minuten Ruhm und ein flaues Gefühl im Bauch.

Meine Bitte daher für den nächsten C3: Lasst bitte Euren Geltungsdrang zu Hause und überlegt, ob der eigene Ruhm wirklich wichtiger als konstruktives Vorgehen ist.


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